Hinschauen und Handeln

Rund 40 interessierte Teilnehmer, davon ein gutes Dutzend Jugendliche, fanden sich am 12. November 2011 im Lentinger Pfarrheim zum Zivilcourageseminar „Hinschauen und handeln“ ein, zu dem die Lentinger KAB gemeinsam mit dem Frauenbund und dem Elternkreis eingeladen hatte. In knapp vier Stunden konnten in Theorie und Praxis Erfahrungen gesammelt werden, wie im Fall der Fälle – bei einem tätlichen Angriff, einem Unfall oder einem Notfall – selbstbewußt und zielgerichtet gehandelt werden kann.

Drei Beamte des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord erläuterten im Wechsel die einzelnen Themenbereiche des Seminars. Anhand von Lichtbildern wurde wurde beispielsweise abgefragt, welche Szenerie denn als beängstigend empfunden wurde, beispielsweise ein Parkweg, der Donausteg im Dunkeln oder die Theatertiefgarage. Obwohl unisono als potenziell gefährlich eingestuft, konnte statistisch nachgewiesen werden, daß an diesen Orten im vergangenen Jahr nur wenige oder überhaupt keine Sachbeschädigungen oder Körperverletzungen begangen wurden.

Das Täter-Opfer-Umfeld wurde ebenfalls näher beleuchtet: Im Falle der Körperverletzungen wie bei Sexualstraftaten sind in rund drei Viertel der Fälle die Täter aus dem näheren Umfeld zu finden,also der Familie, dem Freundes- oder Bekanntenkreis; die Gewalttat geht also in etwa bei „nur“ 25 Prozent der Fälle von Fremden aus.

Anhand von Diagrammen konnte ebenfalls aufgezeigt werden, daß man persönlich eine Zunahme von Straftaten empfindet, tatsächlich jedoch lediglich bei Körperverletzungs- und Betrugsdelikten eine Steigerung zu verzeichnen war. Eine Mitschuld an dieser Dissonanz tragen auch die Medien, die teilweise immer mehr auf Effekthascherei setzen und gerne Meldungen zu einer Schlagzeile aufbauschen.

Wie man sich bei einem Zwischenfall verhalten soll, bei dem „Hinschauen und handeln“ gefragt sind, wurde dann auch praktisch durchgespielt: Nachgestellt wurde eine Szene im Bus, bei der eine Frau durch einen Fremden begrapscht wird. Nachdem die Frau (Walburga Hundsdorfer) ihren Unmut darüber lautstark bekundet hatte, ging ein anderer Busbenutzer (Heiner Knoppik) beherzt dazwischen und wies den Störenfried in seine Schranken. Dieser mußte dann von den zahlreich vorhandenen Zeugen beschrieben werden. Besprochen wurde dabei auch, wie man sich als Opfer wie als Helfer in einem solchen Fall verhalten soll und welche Mittel der Selbstverteidigung es gibt.